Wie er ihren Ehegatten belog (How He Lied to Her Husband)
Bernard Shaw hat in diesem Theaterstück gezeigt, „was mit dem auch banalsten Bühnenrahmen getan werden kann, indem man ihn mit einem beobachteten Hauch echter Menschlichkeit anstelle von doktrinärer Romantik ausfüllt. Nichts im Theater ist abgedroschener als Dreiecksgeschichten (die Situation von Ehemann, Ehefrau und Liebhaber) oder der Spaß an der Knockabout (Ramponierungs) – Farce. Ich habe beides genommen und ein originelles Stück daraus gemacht, wie jeder andere es auch tun kann, wenn er nur nach seinem eigenen Stoff Ausschau hält, anstatt Othello und die tausend Stücke zu plagiieren, die zu Othellos romantischen Annahmen und falscher Ehrensache geführt haben.“
Eine gewöhnliche, verhätschelte, mit Diamanten und schicken Klamotten ausgestattete 37-jährige Bürgerliche aus South Kensington hat ihren Spaß daran, dass prominente Männer sich in sie verlieben. Ihr stiernackiger, von seiner geschäftlichen Umgebung eingebildeter Ehemann fördert sie dabei und ist auf ihren Siegeszug durch Londoner Vorstädte sehr stolz. Auch ein wunderschöner 18-jähriger Träumer, Dichter und Amateurboxer verirrt sich an ihr und fällt ihr zum Opfer, obwohl er aus der Bibel zitiert und der Frau physisch und spirituell überlegen ist. Der Verlust seiner Gedichte an die Geliebte führt zu einer Zuspitzung des alltäglichen Ablaufs. Der Jüngling ist vom Teufel geritten und ist bereit sein Glück durchzuboxen, falls der Ehemann im Wege steht. Aber die Frau will sich nicht wegen einer vorgetäuschten Liebe von ihrem Ehemann trennen und zwingt den Dichter dazu, seine Autorschaft dem Ehemann gegenüber zu bestreiten.
Darüber ist der Ehemann erbost, denn der Dichter muss sich – wie die anderen aus bester Gesellschaft – geschlagen geben und unbedingt gestehen, dass er sich bis über beide Ohren in seine Ehefrau verliebt ist. Da der Jüngling der Geliebten versprochen hat, sich artig zu benehmen und einen Ehrenmann zu spielen, weigert er sich, das Geständnis abzulegen. Es kommt zu einem Kampf. Die Nerven liegen blank. Obwohl es ihm schwerfällt, den Verlust seines idealisierten Liebessubjektes zu verkraften, machen eine Beule am Kopf und enttäuschte Liebe den Dichter sehend: Er vollzieht den Übergang von der romantischen Jugend zur zynischen Reife und wird vom Jungen zum Mann. Er gesteht dem Ehemann sowohl die Autorschaft als auch die früheren Gefühle und Absichten hinsichtlich seiner Ehefrau. Darüber freut sich der Ehemann wie ein Kind, weil noch ein Sieg auf das Konto seiner Ehefrau geht. Er schlägt vor, die Gedichte drucken zu lassen, um sie herumzuzeigen.