Die Millionärin (The Millionairess)
Dieses Theaterstück hat eine erfolgreiche Vorgeschichte auf der Theaterbühne und auf dem Bildschirm im englischsprachigen Raum. Unter zahlreichen Bühnenfassungen und einigen Filmfassungen sind zwei am bekanntesten. Die Liebeskomödie The Millionairess mit Sophia Loren und Peter Sellers in den Hauptrollen aus dem Jahr 1960 entspricht dem Originaltext von Bernard Show nur ansatzweise und könnte irreführend als eine Quelle dienen. The Millionairess von BBC besetzt mit der zweifachen Oscar-Preisträgerin Maggie Smith, Thomas Stewart Baker in den Hauptrollen, sowie James Villiers ( S. James Bond 007: For Your Eyes Only), Charles Gray ( S. James Bond 007: You Only Live Twice, Diamonds Are Forever, The Spy Who Loved Me), Peter Barkworth, Priscilla Morgan, Avril Angers, John Garrie, Donald Pickering war eine gelungene künstlerische Darbietung und dementsprechend „Play of the month“ ( September 1972).
Das vielschichtige dynamische Stück ist eine Liebesgeschichte einer Millionärin zu ihrem Ehemann, einem Boxer, Tennisspieler und Ruderer, sowie zu seinem Nachfolger, einem Essensliebhaber und einem ägyptischen Arzt islamischen Glaubens, der Flüchtlingen und mittellosen Patienten auf dem Lande behandelt. Zwischen der Millionärin, die auf der Suche nach einer wahren Liebe mehrere Stationen durchläuft, und dem Arzt entwickelt sich eine Liebesstory, die der späteren Lovestory zwischen Prinzessin Diana und Al Faed (sein Großvater war auch Arzt) in gewisser Weise ähnelt.
Da das Stück von Bernard Shaw einerseits zeitlich unveränderte Verhaltensmuster bei Menschen, andererseits typische Ereignisse damaliger Zeit beschreibt, weist es einige Parallelen zu Theaterstücken von Anton Tschechow auf. Wenn aber ein fast Duell zwischen einer Frau und einem Mann in Der Bär mit einem Heiratsantrag endet, setzt eine heftige, humorvolle, aus dem Ruder gelaufene Auseinandersetzung zwischen der Millionärin und ihren Männern der Liebesbeziehungen samt gesundheitlichen und finanziellen Schäden für die Männer immer wieder ein Ende. Wurde eine wirtschaftlich unfähige Gutsbesitzerin durch einen zu Vermögen gekommenen ehemaligen Leibeigenen der Familie in Der Kirschgarten ersetzt, übernimmt die Millionärin, eine Vertreterin des Geldadels dank ihrem smarten Management einen uneffektiven Familienbetrieb und ein aus der Zeit gelaufenes Hotel.
Eine Reihe von Charakteren fesselt die Zuschauer, u.a. Rechtsanwälte, Banker, Ärzte, Erfinder, Opernsänger, Theaterdarsteller und sogar ein englischer Premierminister. Mit englischem Humor und einem für Bernard Shaw typischen Scharfsinn und der Vorliebe für Details macht uns der Autor mit Institutionen wie Gericht, Bank, Großkonzern, Krankenhäuser; Religionen wie Islam und Christentum, und auf persönlicher Ebene Vater-Tochter und Mutter-Sohn Liebe bzw. Fixierungen, glücklichen und unglücklichen Ehen vertraulich.
Das Stück erfüllt alle Voraussetzungen, um zu einem Publikumserfolg aufzusteigen.